Dienstag, 27. Dezember 2016

Nissehuen oder die Wichtelmütze

Mit Weihnachten ist das ja immer so eine Sache. Die Erwartungen sind riesig, die Wunschzettel werden immer länger und dann ist ja immer nur einmal im Jahr Weihnachten oder wie die Dänen dazu sagen: Jul. An Weihnachten wichtelt es auch hier gewaltig. Man darf nicht nur an sich denken, sondern auch immer an den jeweiligen Hauswichtel oder Nisse. Denn wenn man so einen Wichtel - vor allem an Jul - nicht gut behandelt, dann wird der ungemütlich und wird im folgenden Jahr versuchen einem das Leben so schwer wie möglich zu machen. Also gibt man ihm in der weihnachtlichen Vorbereitungszeit auch immer etwas ab. So einen Nisse erkennt man an seiner Mütze, seinem Nissehue.

Viele halten das ganze für albernes Getue, was aber passiert wenn man so eine Nissehue tatsächlich einmal findet - und das geschieht wirklich sehr selten -  das haben unsere vier Geschwister am eigenen Leib erfahren:

Koni hatte sich zuerst nichts dabei gedacht, als er die Mütze auf dem Weg fand. Sie lag da einfach so rum. Nicht lange gezaudert und schon saß sie auf seinem Kopf. Ist ja auch nicht weiter ungewöhnlich hier in Dänemark. Die Leute tragen ob groß ob klein zu allen möglichen Anlässen in der Vorweihnachtszeit eine Wichtelmütze. Doch diese Mütze war irgendwie anders, das konnte Koni gleich erkennen. Nicht dass sie irgendwie besonders ausgesehen hätte oder besonders wertvoll gearbeitet war - nein, es war eher ein Gefühl, dass man mit der Mütze auf dem Kopf etwas besonderes erleben konnte. Als Koni die Mütze also aufgesetzt hatte, bekam er plötzlich so einen Geruch in die Nase. Und es war der verlockendste Duft, den er je erschnuppert hatte: SCHOKOLADE! Da er so ein Schleckermaul war mussten seine Geschwister und Eltern immer ihre Vorräte sorgfältig vor ihm verstecken, ansonsten war es darum geschehen - er konnte Süßem einfach nicht widerstehen. Und jetzt ... seine Nikolaussüßigkeiten waren schon lange aufgefuttert und die Mutter knauserte, nach seinem Geschmack, viel zu sehr mit den selbst gebackenen Plätzchen ... und jetzt lag da dieser Schokoladenduft in der Luft. Koni wurde wie von magischer Hand geradezu von diesem Duft von draußen in die Stube gezogen und hast Du Dich nicht versehen, stand er auch schon vor dem Schub mit den vielen Wolldecken. Was sollte das denn? Wunderte er sich, aber nur kurz, denn schon zog der Duft ihn gerade zu unter die Decken.


Und tatsächlich, da waren die ganzen Schokoladenvorräte - HERRLICH, konnte er nur denken. Bei seinem nikoläuslichem Schokogenuß muss er wohl die Nissehue verloren haben; denn kurz darauf konnte man Fritzi damit zum Strand laufen sehen.


Fritzi ist gerne am Strand und überhaupt draußen. Dort schnitz er mit seinem Schnitzmesser und baut sich Flitzebögen oder Sachensuchstöcken, mit denen er auch in den tiefsten Ritzen stochern kann und den hintersten Ecken Sachen herausfischen kann. Doch seit er die Mütze aufhat, hat sich der Strand irgendwie verändert. Am liebsten findet Fritzi Knochen oder Schalen von Krebsen und so was, aber jetzt ist ihm hier am Meer sonderbar weihnachtlich zumute. Überall glitzert es und das Rauschen der Wellen hat etwas glockenartiges. Da hinten sind ein paar Quallen an Land geschwemmt worden. Fritzi geht näher heran und kann seinen Augen nicht trauen. Sogar die Wassermänner - wie sie im Dänischen genannt werden - haben sich weihnachtlich in Form gebracht. Der ganze Strand ist übersät von Sternen.



Da kann man nur Staunen. Nach einer Weile läuft Fritzi noch ganz von dem Anblick eingenommen nachhause - ein Weihnachtslied summend.  Daheim angekommen, warf er die Mütze einfach zu den anderen Mützen und folgte dem Ruf seines Bruders endlich reinzukommen und mit ihm Lego zu spielen.
Johnny hat ja bekanntlich immer seine Taschen voller nützlicher Dinge: Zwirn, Lakritz, Knöpfe, kleine Fundstücke und so was alles. Er war der nächste, der die Wichtelmütze fand und sie sich aufsetzte. Johnny staunte nicht schlecht, was dann passierte. Er war gerade dabei mit seinen Legosteinen etwas zu Bauen - irgend so ein StarWarsDingens und Fritzi war endlich auch wieder von seinem Strandspaziergang zurück. Jetzt konnten sie gemeinsam fremde Galaxien erobern. Aber ein kleines Steinchen fehlte, um sein Raumschiff zu vollenden. Er suchte überall, aber er konnte es nicht finden. Statt dessen fand er so eine Weihnachtsmütze in der Schublade mit den Wintersachen, wie sie so viele Kinder in seiner Klasse auch trugen. Kurzer Hand setzte er sie sich auf. Da fing es überall an in am zu kitzeln und zu kichern und zu krabbeln. Johnny erschrak nicht schlecht, das könnt ihr mir glauben.


Was würdet ihr denn sagen, wenn plötzlich überall kleine Wichtel hervorlugen und Euch auslachen? Aber so sind sie die Nisser. Kleine Wichte, die immer und überall zu einem kleinen Streich aufgelegt sind. Als alle sich wieder beruhigt hatten und letzte vorwitzige Wichtel zu Ende gegniffelt hatte, fand Johnny tatsächlich das fehlende Legosteinchen  in seiner linken Hosentasche.
Wenn man so durchgekitzelt wir, wie Johnny, dann ist es kein Wunder, dass man dabei seine Mütze verliert. Die lag da jetzt ganz harmlos unter dem Christbaum und wartet darauf - so schien es fast - von Betti gefunden zu werden. Die hatte schon den ganzen Tag schlechte Laune. Nichts hatte geklappt. Weder war irgendeine Freundin über die Feiertage erreichbar, noch konnte sie Reitengehen und dann war auch noch der letzte Band ihrer Buchreihe, die sie gerade verschlang, aufzufinden. Koni hatte die letzten Plätzchen gegessen und so blieb ihr nichts anderes als Trübsal zu blasen. Bis sie die Wichtelmütze unter dem Christbaum liegen sah. Wenigstens etwas, dachte sie noch und schon saß die Mütze auf ihrem Kopf. Jetzt noch Plätzchen, dann geht es mir schon wieder besser. Dachte sie noch. Aber die letzten hatte ja der kleine Bruder aufgemampft. Dann eben mit dem Hund spielen, der ist da und hat auch immer Lust hinter dem Ball herzujagen. Seit es diese Ballkanone hatte, rissen sich die Kinder geradezu darum mit ihm Ballspielen zu dürfen. Jetzt  hatte Betti die Kanone und schoss damit ein paar Mal in die Luft - nur so zum Spaß und ohne Ball, denn im Haus war das Ballschießen strengstens verboten. Und ob ihr das glaubt oder nicht. Beim dritten Mal hagelte es Plätzchen auf Betti nieder. Die ganz verdattert innehielt, um es dann doch noch einmal zu versuchen - tatsächlich, die Kanone verschoss Plätzchen. Die gute Laune war wieder gewonnen und die Weihnachtsteller waren wieder über und über mit Plätzchen gefüllt.


So ist es wirklich gewesen, das müsst ihr mir glauben. Die Kinder haben es ihrer Mutter Marta erzählt und die einer Freundin und die einer Cousine zweiten Grades von mir und die meiner Tante und die wiederum mir. Es muss also stimmen.
Und Papa Kai und Mama Marta schwören, dass sie einmal bei einem Spaziergang Engel singen gehört haben - als sie ihre Mützen abnahmen um dem Gesang besser lauschen zu können, sei aber alles verstummt - seltsam, oder?!



Warum die Eltern plötzlich zwei aufhatten und das auch noch bei einem Spaziergang, das konnte ich nicht herausfinden - aber wer versteht schon Eltern. Die Nissehuer sind nach Weihnachten auf jeden Fall verschwunden. Alle freuen sich schon aber auf nächstes Jahr Weihnachten. Kramt doch mal in Euren Weihnachtskisten, vielleicht finden sich da ja noch solche Wichtelmützen und wer weiß, vielleicht ist da ja auch eine wirkliche Nissehue dabei.

Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr! 
God jul og godt nytår! 

PS: Nur Gosi war von der ganzen Sache komplett unbeeindruckt, aber das lag vielleicht daran, dass er sich keine Wichtelmütze aufgesetzt hat. Alles ist möglich, wenn man so eine Nissehue aufstezt - also fast alles!



Freitag, 8. Juli 2016

Mommark Ringridning

Auf Als hat jeder Ort, der etwas auf sich hält, ein Ringreiterturnier, ein Ringridning. Natürlich auch wir in Mommark. Das Ringreiten ist eine ganz eigene Art von Reitveranstaltung. Wer es noch nicht erlebt hat, sollte das unbedingt auf seine to-do-Liste eintragen.
Mitmachen kann jeder, der sich im Galopp auf einem Pferd halten kann und dabei mit einer kurzen Lanze ein Ringlein aufspießen kann.
Hier unsere Teilnehmer:

Von links nach rechts:
Danfossúr geritten von Emil - Bjarki geritten von Lotta - Snæfaxi geritten von Koni - Flaumur geritten von Kalle.

Die vier wollten es also wagen den Ring zu stechen:


Und los geht's


Kalle auf Flaumur macht den Anfang und trifft! Doch da galoppiert Lotta schon an:


Getroffen. Jetzt kommt Koni, der mach seine Sache auf Snæfaxi  super.

 
Emil und Danfossúr sind ein eingespieltes Team und meistern den Ritt suverän.





Alle fehlerfrei. Klasse! Jetzt der zweite Durchgang. Wer kann wieder den Ring im Galopp treffen?


 Koni zielt und trifft - großer Leistung. Reitet er doch das erstemal mit. Auch Kalle geht mit Flaumur fehlerfrei unter dem Galgen hindurch. 



 Emil reitet aggressiv auf den Ring zu und trifft:


Alle drei Herren haben getroffen, jetzt reitet Lotta an: oh das ist gewagt. Achtung! da bei der Wendung!


Oh nein, Bjarki fällt in den Rennpass - disqualifiziert. Nur Galopp ist erlaubt. Dieser Stich wird gestrichen:

Doch am Ende des Turniers sind alle glücklich. König wurde Koni und Prinz Emil.

Siegerfoto



Ringreiten
/Ringridning

Mittwoch, 22. Juni 2016

das Wolldings

Es war einmal ein Wolldings. Das Wolldings war einfach da. Und wunderte sich.


Es wunderte sich, dass es da war. Es fühlte sich kalt und einsam. Da wurde es plötzlich gedrückt und geknetet. Es wurde mit etwas warmen und flauschigem eingerieben. Da wunderte es sich noch mehr.



Es wurde hochgehoben. Es wurde dunkel. Und  immer wieder wurde es herumgewirbelt.



Jetzt wurde es ihm schon richtig schwindelig von der ganzen Dreherei. AUFHÖREN!! dachte es. JETZT REICHT ES MIR!


Und tatsächlich das Wolldings bekam eine warme wohltuende Dusche. Nichts schäumte mehr, nichts ließ es mehr taumeln. Es lag nur da. Gras unter sich und genoss die Stille und die warmen Strahlen der Sonne. Es fühlte auch, dass es nicht mehr alleine war. Es wartete ....


Es wartete geduldig bis sich etwas ereignen sollte. Es konnte es fühlen, irgendwas passierte mit ihm. Das Wolldings schlug die Augen auf. Ja, es hatte Augen und es sah ...


Es gab noch andere Wolldingens. Und alle hatten auch einen Mund. Ich kann Euch sagen, seit dem ist hier keine Stille mehr. Die Wolldingens, als sie erkannt hatten, dass sie einen Mund hatten, hörten nicht mehr auf zu wolldingsen. Ob sie sich hören können, weiß ich nicht, denn Ohren habe ich noch keine gefunden.
Und so wolldingsen sie seitdem glücklich und zufrieden.
ENDE!

Dienstag, 23. Februar 2016

In Sachen: Eig(n)er Nordwand

Nicht nur die Schweizer haben eine, auch wir Mommarker können mit Fug und Recht behaupten eine Eigne(r) Nordwand zu haben. Die Besteigung ist nur unter Aufsicht und mit der nötigen Ausrüstung möglich.



 Zuerst muss man natürlich ein Basislager errichten. Das kostet Mühe und etwas Geschick.




Um die Wand zu bezwingen braucht man Hilfe - eine Seilschaft ist unbedingt von Nöten.



Mit den Kameraden im Geschirr geht es ab ins nächst höhere Lager.





Doch von da ab, direkt beim Einstieg in die Wand, zerfällt die Seilschaft und jeder zieht alleine los.
Unvorhersehbare Unwetter drohen die Expedition zum Scheiter zu verurteilen.



Während die einen noch mit dem Wetter kämpfen, haben die anderen schon den Gipfel erreicht.




Ein Verwegener findet sogar noch Zeit eine kleine Pause zu machen und die Aussicht zu genießen.



Am ENDE sind alle wieder wohlbehalten zurück.



-  Und das ist dann doch der entscheidende Unterschied zu den Schweizern.

Die Daheimgebliebenen wälzen Reiseführer und planen nun auch schon ihre eigene Expedition



 - vielleicht führt sie die Reise ja diesmal  auf Tauchgang in die Südsee - wir werden sehen.